Dies und Das aus den Anden

Wieder gab es etwas zu feiern hier in Bolivien

Hier ist fast jeder Tag ein besonderer Tag, wie zum Beispiel der Tag des Baumes, der Tag der Busfahrer, der Tag der Schüler. Einige davon gibt es nur, andere werden sehr gefeiert. So auch der Vatertag, der hier am 19. März ist.
Zu ehren aller Väter und derer, die es vielleicht noch werden, gab es am Abend vor ihrem großen Tag ein Lehreressen. Nach dem reichlichen Essen wurden alle Männer mit viel Konfetti beglückwünscht. Am eigentlichen Vatertag dann, gab es ein Frühstück – Tochori, eine Milchspeise mit Mais, und ein Käsegebäck- für die Lehrer und jeder hat eine neue Krawatte geschenkt bekommen. Danach haben sich alle Einrichtungen von „Fe y Alegria“ (das erkläre ich ein bisschen später) in der großen Turnhalle versammelt und es gab verschiedene Ansprachen und Vorführungen von den Kids für die „Padres de la familia“. Pauline und ich haben den Arbeitern vom Centro einen Kuchen gebacken.
Sie meinten, sie würden das für den Muttertag auch machen, wenn wir schon so lieb sind… mal sehen, was daraus wird 

Ein weiterer sehr gefeierter Tag ist der „Día del mar“ (Tag des Meeres).
Die „bösen“ Chilenen haben vor x Jahren den Bolivianern „ihren“ Zugang zum Meer geklaut und darum wird am 23.März getrauert und daran festgehalten, dass die Bolivianer den Meereszugang wieder bekommen. Ich habe diesen Tag in Potosi, der 2. höchsten Stadt der Welt, erlebt und war beeindruckt und vielleicht auch ein bisschen geschockt. Es gab einen riesen Umzug mit allen Schulen der Stadt, allen Politikern und Chefs, Polizei und Militär. Festlich gekleidet, in Uniform oder mit Kriegsbemalung marschierten alle Teilnehmer im Takt der Militärkapelle zum Hauptplatz und hörten sich dort verschiedene Reden an.
Das war recht ungewohnt für mich…

Am Samstag war der „Día del pediante“. Von 6Uhr morgens bis 18Uhr abends dürfen keine Autos fahren in Cochabamba. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel und die Kinder spielen auf den großen Straßen.

Jetzt im April folgt der „Día del niῆo“ (Tag des Kindes). Mal sehen, was außer Torte- und Wackeluddingessen auf dem Programm steht.

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Schwester Verena und die neuen  Juanna und Ana Maria

Schwester Verena und die neuen Juanna und Ana Maria

 

Das nächste große Fest war Ostern: La semana santa – die heilige Woche

Die Kinder durften über die Ostertage nach Hause fahren, so war das Internat ziemlich leer und nur ein paar Mitarbeiter sind geblieben.
Am Gründonnerstag, dem „Jueves Santo“, begannen die Feier- oder auch Trauertage um 19 Uhr mit dem Fußwaschungsgottesdienst. Eigentlich war es eine ganz normale Messe, bei der den Jugendlichen der Firmvorbereitung die Füße gewaschen wurden, aber danach fand noch eine Andacht für die jungen Leute der Gemeinde statt. Pauline und ich haben daran teilgenommen und waren sehr gerührt, wie die Jugendlichen ihre Sünden reflektiert, ihre Wünsche niedergeschrieben und symbolisch auf den Altar gelegt haben. Im Anschluss fand noch eine Andacht für die Mitarbeiter des Centro Socials statt.

Am Karfreitag ist es hier Tradition, dass für die 12 Jünger 12 verschiedene Gerichte zum Mittagessen gegessen werden. Hier im Centro war das aber nicht so.
Um 15 Uhr war abermals eine Messe mit der Kreuzverehrung. In diesem Gottesdienst konnten die Teilnehmer die Wunden Jesu berühren und die Knie wurden geküsst. Danach fand ein Kreuzweg statt, bei welchem die Leidensstationen Jesu abgegangen wurden. Diesmal ging die Gemeinde mit dem Sarg Jesu durch die Straßen der Stadt und an den verschiedenen Stationen wurden Blumen und Konfetti als Zeichen der Verehrung auf den Sarg geworfen.
Am Abend hat der Osterhase die Centro-Mitarbeiter beauftragt, ihm beim Bemalen der Ostereier für die Kinder zu helfen und so haben wir 160 Eier bunt verziert.
Am Samstag haben Pauline und ich Osterplätzchen gebacken und verziert, welche es dann am Sonntagmittag als Nachtisch gab.

 

Eier bemalen

Hier findet der Ostergottesdienst mit Osterfeuer bereits am Samstagabend statt. Auch diesen haben wir besucht.
Der Sonntagsgottesdienst und ein besonderes Essen rundeten schließlich die „Semana Santa“ ab. Den Ostermontag gibt es hier nicht und so begann die Schule wieder.

Apropos Schule:
Seit Anfang Februar sind Pauline und ich abwechselnd im Colegio und helfen der Englischlehrerin Ruth beim Unterricht.

Jetzt aber erst einmal ein paar Fakten über die Schule und die Geschichte:
Die deutsche Ordensschwester Hna. Verena hat vor 47 Jahren mit 4 weiteren Deutschen das Centro Social gegründet, damit auch die Kinder vom Land eine Möglichkeit auf Bildung haben. Im gleichen Zusammenhang gründeten sie die Primaria, eine „Grundschule“, die hier von der 1.- 6. Klasse geht.

FormacionIn der SchuleDas Colegio hat dieses Jahr ca. 650 Schüler zwischen 10 und 20 Jahren und 19 Klassen. Jeder Schultag beginnt um 7.30Uhr mit der „Formacion“. Hier müssen sich alle Schüler ihren Klassen und Geschlechtern nach aufstellen. Auf Ansage des Sportlehrers wird dann auf der Stelle marschiert und anders formatiert. Jeden Montag wird dann noch die Nationalhymne zur Flagge gesungen und es folgen kurze Reden einiger Lehrer zu verschiedenen Themen wie z.B. Respekt. Um 8Uhr beginnt dann der eigtl. Unterricht. Eine Stunde dauert so circa 60 Minuten- das variiert ganz nach dem Lehrer, der die Stundenglocke läutet-und die Schule endet um 13Uhr für die meisten Schüler.
Ich gehe 2 Tage pro Woche in die Schule und begleite die Englischlehrerin. Es gibt nur eine ausgebildete Englischlehrerin, die somit alle Hände voll zu tun hat.
Da die vom Staat bezahlten Stunden von ihr nicht für alle Klassen ausreichen, werden die ersten und zweiten Klassen von Lehrern, die nicht für Englisch ausgebildet sind, unterrichtet.
Pauline und ich bekommen immer wieder kleine Aufgaben von den Lehrerinnen, wie Hefteiträge an die Tafel zu schreiben, Ausspracheübungen mit den Kindern zu machen oder Tests zu korrigieren. Außerdem helfen wir den Schülern beim Ausfüllen von ihren Tests oder bei den Hausaufgaben.
Der Englischunterricht hier ist nicht zu vergleichen mit dem aus Deutschland. Viele Kinder haben kein Interesse Englisch zu lernen oder verstehen den Sinn nicht und so kommt es, dass die ersten Klassen dasselbe lernen wie die sechsten. Ruth gibt sich aber sehr viel Mühe, dass sie aktuelle Themen behandelt, wie zum Beispiel den Aktionstag „Wir räumen unsere Stadt auf“, an dem jede Klasse einen Teil der Stadt vom Müll befreit hat.
Es macht viel Spaß, die Lehrerin zu unterstützen und bei den Schülern zu sein.

Zu guter Letzt noch ein paar interessante Fakten aus der Schulordnung:
Es ist Schuluniformpflicht- jeder Schüler hat ein weißes Hemd bzw. eine weißen Kittel, die Schulkrawatte, die Schuljacke und saubere Schuhe zu tragen.
Die Haare der Buben müssen kurz und gleich

lang sein, die Mädels müssen kurze, gepflegte und unlackierte Fingernägel haben und dürften nicht geschminkt sein.
Sollte ein Schüler gegen die Schulordnung verstoßen, wird er aufgeschrieben und muss am nächsten Tag „passend“ erscheinen. Sollte es ein „großer“ Verstoß sein, so wird er nicht auf das Schulgelände gelassen, welches nach Unterrichtsbeginn abgesperrt ist.
…Jetzt denkt aber bitte nicht, hier ist alles streng und hat Ordnung 

Bis bald,
uj ratokama (..so wird es jetzt wirklich geschrieben, ich entschuldige mich für den Fehler)

Eure Kira

 

Hier noch ein para Bilder von meiner Reise an den Salar de Uyuni – Salzsee

Lustige Bilder

Lustige Bilder

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Die Spiegelungen

Die Spiegelungen

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Der Salar de Uyuni

Der Salar de Uyuni

Ein Kommentar

  1. Hallo Kira
    Bist ja fast schon auf der Zielgeraden..,-) Deine Eindrücke von der Schule erinnern mich an das 1. Grundschuljahr in Brasilien..,-) auch sonst sind Deine Reportagen wieder sehr spannend, vielen Dank!

    Liebe Grüsse vom Bodensee in die Hohen Berge

    Oskar